Was mir seit einigen Tagen im Kopf herumschwirrte: Das Kleinkind in der Familie, zumal es noch Einzelkind oder das erste Kind ist, bekommt die volle Aufmerksamkeit der Eltern. So ist es vollkommen individualisiert. Bei der Geburt des zweiten Kindes oder ändert sich das. Die Individualisierung wird zugunsten einer Aufmerksamkeit zurückgedrängt, die sich nun auf zwei Kinder verteilt. Die anfänglich extreme Individualisierung geht zurück.
Im Laufe der Entwicklung einer normalen Biographie wird die Einzigartigkeit des Kindes immer stärker in Frage gestellt und zum Teil bewusst negiert. So ist die Kindergartengruppe und später die Klasse ein Ort, in dem die Anonymisierung weiter vorangetrieben wird. Später, beim Eintritt in das Berufsleben, bleibt nur noch eine Steuernummer übrig. Aufgelöst in der Masse. Ehrlicherweise muss man sagen, dass in Deutschland dieser Schritt schon bei der ersten Anmeldung bei der Stadt des Neugeborenen vollzogen wird: Dem Kinde wird nach einigen Tagen eine lebenslange Steuernummer zugewiesen...
Was hat dies mit Schule zu tun? Ich glaube, dass die höheren Jahrgänge, ab der 7. oder 8. Klasse bis zur 10. Klasse, schwerer zu begeistern sind, schwieriger zu motivieren sind, da ihnen das System Schule in der Sekundarstufe ab dem 5. Jahrgang immer deutlicher macht, dass sie nur ein Teil der Masse sind. Das sie austauschbar sind. Diese Anonymisierung wird, wenn auch nicht bewusst so benannt oder erlebt, auf die Kosten der individualisierten Lernprozesse.
Die ganz bewusste Individualisierung der Jugendlichen durch Musik, Kleidung, usw. ist ein Ausdruck von dem Verlust der systemischen Individualisierung. Man strebt danach etwas besonders zu sein, etwas besonders zu haben. Vielleicht sind Jugendliche, die nicht dieses unbedingte Streben nach äußerer Individualisierung haben, sich ihrer inneren Individualisierung sicherer.
Noch nicht zu Ende von mir gedacht, aber bevor ich den Ansatz wieder verliere, archiviere ich ihn...
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