Falko Peschel geht in seinem Buch
„Offener Unterricht“ (Baltmannsweiler, 5. Auflage, 2009 - S. 215
bis 235) auch auf die Problemtatik der Evaluation und Implementation
von Offenen Unterricht ein.
Seiner Ansicht nach, „verdient fast
alles, was in der Schule als 'offener Unterricht' gehandelt wird,
dieses Etikett gar nicht.“ Also kann auch keiner die
Leistungsfähigkeit, die Effizienz der Metode evaluieren. Die
stundenweise Öffnung von Unterricht genügt nicht den Ansprüchen
eines Offenen Unterrichts und kann ebenfalls nicht als Referenz
herangezogen werden. In seinem Buch will Peschel zeigen, dass
„bisland noch keinerlei aussagekräftige Evaluation offenen
Unterrichts gegeben hat und selbst die wenigen ernst zu nehmenden
Studien nur sehr begrenzt Schlüssel zulassen“.
Die bisherigen Untersuchungen zielen
vor allem auf einen kognitiven Lernzuwachs hin und nicht so sehr auf
soziale und Persönlichkeitsentwicklung. Wenn ich also das falsche
Maßstab nehme, dann kann ich nur zu uneinheitlichen Ergebnissen
kommen. Die alte Problematik der Birnen und Äpfel.
Peschel kommt wiederholt zu dem Schluß,
dass es keine oder fast keine Freiarbeit gibt: „Im Grunde existiert
Freie Arbeit als durchgehendes Konzept auch in 'Freiarbeitsklassen'
also gar nicht.“
Er selbst hat aufgrund von
verschiedenen Evaluationsinstrumenten, die eher einen
Kompetenzzuwachs als einen kognitiven Lernzuwachs messen, in seinen
Klassen die Möglichkeit zu sehen, dass „in der Regel höhere
Fachleistungen messbar“ sein könnten. Die größere
Selbstständigkeit, Sozialkompetenz und allgemeine Reife der Kinder,
die in seinem Offenen Unterricht kennengelernt haben, könne man „nur
vor Ort in der Klasse spüren“.
Auch bei Schülerbefragungen sticht das
Argument, dass die befragten Schüler noch keinen Offenen Unterricht
selber in der Reinform erlebt haben – und deswegen auch nicht
Stellung dazu nehmen können. Bei Einzeldarstellungen, z.B. von
Olivier Keller (1999 - „Denn mein Leben ist lernen“) wird ein
fast romantischer Kindheitsbegriff zur Allgemeingültigkeit erhoben,
in dem die Abwesenheit von Schule als lernförderlich gesehen wird.
Es gibt auch genügend Kinder in Deutschland, die sich der
Schulpflicht entziehen und sie werden in der Mehrzahl nicht tolle
Persönlichkeiten, die in vielen Bereichen Kompetenzen entwickeln.
Peschel sagt, dass, nach seiner Meinung
und nach seinen eigenen Beobachtungen, ein klaren methodischen
Vorteil des Offenen Unterrichts erkennbar sein kann. Und weiter heißt
es: „Bevor diese Annahme bestätigt werden kann, muss aber einmal
der Anteil an Offenen Unterricht in unseren Schulen so vergößert
werden, dass die Relevanz und Effektivität dieses Unterrichts durch
qualitative und quantitative Verfahren bewiesen werden kann.“ Also
bevor man empirische Ergebnisse hat, sollte man den Offenen
Unterricht flächendeckend einführen und die positiven Erfahrungen
führen dazu, dass auch die Kritiker des Offenen Unterrichts
irgenwann überzeugt werden - „wenn dies ihr Menschenbild zulässt“
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