Samstag, 28. Januar 2012

Von Finnland zu China: Wechselnde Vorbilder als PISA-Konsequenz

Seit Beginn verfolge ich den PISA-Test, die Ergebnisse und den blinden Aktionismus danach mehr kritisch als wohlwollend. Vielleicht war es zu Beginn nur der klassischen Reflex auf ein unglaubliches Ergebnis, das meine deutsche Schüler-/Lehrerehre verletzte - auch wenn ich nie als Schüler auf einem Gymnasium war und in einer Gesamtschule sozialisiert wurde.
Dann kam ich durch weitere Lektüre darauf, das die OECD eine Organisation ist, welche die wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung im Namen trägt und folgerichtig im PISA-Test  Mathematik, Lesekompetenz, Naturwissenschaften funktionale, unmittelbar (für die Volkswirtschaften) nützliche Kompetenzen abfragt. Klar.
Also geht die Ökonomisierung der Gesellschaft immer weiter und macht auch vor den Bildungseinrichtungen keinen Halt. Ob man dies nun gutheißt oder nicht ist eher zweitrangig - man muss sich nur im Klaren sein, das dies so ist. Der PISA-Test verfolgt keine humanistische Bildungsideale und will es auch gar nicht.
Nun lese ich auf den Nachdenkseiten, dass die Stadt Shanghai dieses Mal an PISA teilnahm und aus den Stand heraus auf dem ersten Platz landete. Also: Nicht länger finnische Schulen, sondern chinesische Schulen als Vorbild für deutsche Schüler? Was erwartet uns? Laut dem Deutschlandradio, die ein Feature dazu veröffentlichten:
Chinas Kinder pauken. Wenn europäische Kinder längst mit ihren Freunden um die Häuser ziehen, fernsehen oder einfach schlafen, sitzen junge Chinesen am Schreibtisch. Einheitliche Bildungsstandards, eine Kultur harter Lerndisziplin, hoher Leistungsdruck und ehrgeizige Eltern: Das alles steht hinter Shanghais guten PISA-Noten.
In Sachen Kreativität stehen die Chinesen nicht ganz so gut da. Dazu nochmal die Orlando Pascheit von den Nachdenkseiten:
In einer Studie in 21 Ländern (2010), die auch in China Aufsehen erregte, kamen chinesische Schüler bei Fantasie auf den letzten Platz und nahmen bei Kreativität den fünfletzten Rang ein. [...] Aber soziale und praktische Fähigkeiten, Urteilsvermögen, kritisches Denken, Teamfähigkeit unter den Tisch fallen. 
Vielleicht sollte man weniger blinden Aktionismus betreiben, sondern im Kern überlegen, was man eigentlich will, was die Schule leisten kann und soll, ob wir am Ende mündige Bürger sehen wollen oder ob es für die Gesellschaft bzw. "die Märkte" sinnvoller ist, dass man reine Konsumenten hervorbringt.

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