Donnerstag, 19. Januar 2012

Apple mischt den Schulbuchmarkt auf



Apple verändert wieder eine Branche. Nach Musik, Filme, Mobiltelefonen ist diesmal ein Bereich dran, der mich besonders interessiert: Der Schulbuchmarkt. Seit Jahren sag ich ja schon, dass wir "bald" mit elektronischen Büchern arbeiten werden - aber das dies Apple sein wird, die diesen Wandel forcieren, dass hätte ich nicht gedacht.
Vor einigen Tage las ich in der Zeit, dass Jobs sogar überlegte, ob die Bücher nicht kostenlos angeboten werden "um den staatlichen Genehmigungsprozess für den Unterrichtsgebrauch zu umgehen". Auch eine Strategie.
Mit dem zur Zeit nur für MacOS verfügbaren Authoring-Tool sollen sich Bücher ganz einfach erstellen lassen. Das glaube ich gerne, aber was fehlt sind dann auch spektakuläre Grafiken, schicke Animationen, tolle Filme, die alle nicht einfach so kostenlos an jeder Ecke herum liegen. Das heißt: Sie liegen ja schon in jeder Internetecke herum, aber dies ist alles copyright-geschütztes Material. Ich selber stelle ja gerne selber Arbeitsblätter zusammen, aber nicht alles sehr wenig, was ich produziere ist wirklich "meins", da es im Endeffekt nur zussammengestelltes Material ist. Auf der Seite finden sich in klassischen Schulbüchern auch jede Menge zweifelhaftes Material, weil sie ja auch nur voneinander abschreiben. Wo beginnt da die feine Linie zwischen "Mein" und "Ihr" Material?
Also wird die Illusion der "Alle können jetzt ein Schulbuch schreiben" nur eine Illusion bleiben. Auch die Konzentration auf Apple-Hardware stört mich. Netbooknews schreibt, dass alleine das Biologie-Buch 2,7 GB braucht. Damit könnte man auch ein gutes Argument in der Hand haben, damit man sich die teurere iPad-Variante kaufen muss. Denn erweitern mit einer Speicherkarte geht bei Apple ja nicht. Auch mal schnell einen USB-Stick anstecken - Fehlanzeige. Das ist mir alles zu "geschlossen".
Also hoffe ich mal auf den Nachahmereffekt und dass Google bald mit einem ähnlichem Angebot nachzieht. Auch hat Google durch sein breitangelegtes Bücher-Scan-Projekt auch eine ganze Reihe von Büchern in seinem Portfolio, die als Grundlage für moderne Lehrbücher nutzbar wären (Widerspruch?), die von heutigen Lehrern für jede Lerngruppe individuell angepasst werden könnten.
Wie die deutschen Schulbuchverlage reagieren werden ist auch spannend. Die Zeitschriftenverleger haben ja damals bei der Einführung des iPads davon gesprochen, dass man Steve Jobs jeden Abend in einem Gebet danken sollte. Und seitdem dümpeln die Bezahlangebote so vor sich hin... Man muss eben nicht nur aus seiner Zeitschrift ein PDF machen, sondern wirklich um Inhalte und Medien bereichern, damit für den Nutzer, der Geld dafür bezahlen soll, der Mehrwert sichtbar wird. Vielleicht erleben wir ja auch, dass die Schulbuchverlage anfangen zu jammern und mehr staatliche Förderung wollen... Blöde technische Entwicklung! Schon bei der Erfindung des Rads hatte ich ein soo schlechtes Gefühl. Verdammter Fortschritt - da muss man sich immer wieder anpassen. Oder untergehen...


Nachtrag: Was Herr Riecken über Appleprodukte sagte ist auch sehr bedenkenswert

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen