Dienstag, 22. April 2014

Sofatutor: Der Zusammenhang von Persönlichkeit und Lernverhalten ‒ die vier Lerner-Persönlichkeiten Jede Lehrerin und jeder Lehrer kann ein Lied davon singen: Hefter von Schülerinnen und Schülern die so bunt sind, dass man glaubt, darin wird mit weiß unterstrichen, so viel Unordnung, dass von Hefter keine Spur ist oder dermaßen akkurat, dass man sie am liebsten einschweißen und als Vorzeigeobjekt für Lernchaoten bereithalten möchte. Ob kreativ, sicher, logisch oder emotional ‒ jeder lernt anders. Rückzuschließen ist dies auf den direkten Zusammenhang zwischen der Persönlichkeit und dem Lernverhalten. Ebenso kann man im Umkehrschluss vom Lernverhalten auf die Persönlichkeit schließen. Im Folgenden wollen wir die vier Lerner-Persönlichkeiten näher vorstellen, aufzeigen woran man sie erkennt und wie man sie sinnvoll nutzen kann. Diagramm (1) Wieso fällt manchen das Sprachenlernen so leicht? Warum tun sich einige so schwer mit logischen Fächern wie Mathematik? Und wieso lernt der eine besser aus dem Buch und der andere kriegt nur handgeschriebene Aufzeichnungen in seinen Kopf? Und letztlich die Frage, die über all diesen Stilblüten des Lernverhaltens schwebt: Wie kann ich dem begegnen? Jeder, nicht nur Schülerinnen und Schüler ‒ denn man lernt ja bekanntlich sein Leben lang ‒ hat einen anderen Zugang und eine andere Herangehensweise an das Lernen. Um diesen Zusammenhang besser darstellen zu können, unterscheidet man vier Lerner-Persönlichkeiten: der kreativ-chaotische, der emotionale, der logische und der sicherheitsliebende Lerner. Führt man sich die unterschiedlichen Lerner-Persönlichkeiten vor Augen, lassen sich daran Interessen und Abneigungen begründen und es kann sich ein gezieltes Wahrnehmen und Reagieren auf die individuellen Stile als hilfreich erweisen. Der kreativ-chaotische Lerner KreativChaotischerLerner (1) Bei den kreativen und chaotischen Lernern erfolgt die Wahrnehmung hauptsächlich über die Augen. Diesen Lernern gelingt es gut, sich Texte bildlich vorzustellen, was gleichzeitig für deren große Phantasie und kreative Neigung spricht. Neben ihrer guten Rechtschreibung lässt auch ihre mündliche Mitarbeit nicht zu wünschen übrig. Manchmal machen sie aber zu schnell den Mund auf, ohne vorher nachgedacht zu haben. Kreativ-chaotische Lerner sind sehr unterhaltsame, positive und harmonische Zeitgenossen, hingegen ist deren Schreibtisch leicht mit einem Schlachtfeld zu verwechseln. Kommen tun sie auf den letzten Drücker, meistens aber doch zu spät und haben dann noch ihre Hausaufgaben im Bus liegen gelassen oder sie erst gar nicht gemacht. Geordnete Hefter sucht man bei ihnen vergeblich und der Blatthaufen, der sich Arbeitsmaterial schimpft, hat mehr Eselsohren als gezogene und vorgelochte Ränder. Im Erzählen sind sie Meister und lassen trotz Struktur keine Spannungskurve in ihren Aufsätzen links liegen. Spaß, Abwechslung und neue Herausforderungen lässt sie auf Hochtouren laufen. Was den kreativen Chaoten aber gar nicht gut tut, ist Stress. Sind sie gehetzt, verlieren sie die Ordnung über ihr Chaos und machen Schusselfehler. Die Folge: noch mehr Unordnung. Unbehagen bereiten ihnen daher penibler Ordnungssinn, festgefahrene Prozesse, Pünktlichkeitsfanatiker und „Aufräum-Zeigefinger”. Was kreativ-chaotischen Lernern hilft, ist eine größere Aufmerksamkeitsspanne, einmal mehr hinschauen, hinhören und überlegen sowie die Akzeptanz von Ruhe. Abhilfe schafft ein stringent geführtes Aufgabenheft und das bewusste „Feiern” von To-Do-Listen-Häckchen. Der emotionale Lerner EmotionalerLerner (1) Logik ist dem emotionalen Lerner vielleicht nicht gänzlich fremd, doch harmonisiert sie nur schwerlich mit seinem impulsiven Charakter. Sie sind sehr harmoniebedürftig und brauchen ein Umfeld, in dem sie sich wohl fühlen. Die Rechtschreibung steht bei ihnen weniger im Vordergrund als die Verzierung ihrer Schulhefte, die mehr Kunstwerken als Lernmaterialien gleichen. Lernen können sie am besten über den Austausch mit anderen, bei dem sie gern den rhetorischen Anführer geben. Alleine lernen ist nichts für diese Lerner-Persönlichkeit. Emotionale Lerner neigen auch dazu, es allen recht machen zu wollen. Sobald sie in Stress geraten, bricht ein Gefühlschaos los ‒ Selbstvorwürfe eingeschlossen. Allgemein neigen sie eher zu Versagensängsten und einem geringen Selbstwertgefühl. Fachtermini und Fremdwörter nehmen sie ungern in den Mund und sind eher Freund des undistanzierten Ausdrucks. Logische Fächer liegen ihnen weniger und auch das sonst eher emotional gestaltbare Fach Deutsch quält sie mit seiner logischen Grammatik. Die innere Logik abstrakter Zusammenhänge erscheint ihnen in erster Linie gänzlich fremd. Erst in der Anwendung finden sie Bezug dazu. Daher sind sie auch keine begeisterten Fans von Frontalunterricht. Hilfreich ist es für emotionale Lerner, wenn ihnen ihre Erfolge von außen aufgezeigt und bestätigt werden. Lernen mit einem Partner oder in der Gruppe, ist sehr sinnvoll und mit Fachbegriffen muss man sie einfach konfrontieren, damit sie sie üben. Wichtig ist es für jene Lerner-Persönlichkeit auch, Aufgabenstellungen mehrmals durchzulesen. Definitionen allein bunt zu unterstreichen und künstlerisch zu perfektionieren, ist zwar schön, trägt aber nur bei den Wenigsten zum Verständnis bei. Hilfreicher ist da schon, die wichtigsten Aspekte mit eigenen Worten zu reflektieren. Der logische Lerner LogischerLerner (1) Entgegen den vorherigen Lerner-Persönlichkeiten fällt es dem logischen Lerner nicht schwer, abstrakt und in logischen Zusammenhängen zu denken. Er liebt die Struktur, kann sich Fakten gut merken und beherrscht vorbildlich die Rechtschreibung. Vom langen um den heißen Brei Reden halten sie nichts ‒ kurz und knapp ist ihre Devise. Daher sind sie auch keine begeisterten Aufsatzschreiber, mit Gedichten können sie wenig anfangen und mit Gruppenarbeiten und Rollenspielen sollte man sie besser verschonen. Der Anspruch an sich selbst kann bei dieser Gruppe nie hoch genug sein und der Ehrgeiz der logischen Lerner lässt schnell jeden zum Konkurrenten werden. Demotivation ist da schnell vorprogrammiert. Und Ausraster bei Stress sind keine Seltenheit, von Ungeduld ganz zu schweigen. Das soziale Miteinander kann da ab und an schon darunter leiden, zumal die Schuld auch gern mal bei den anderen gesucht wird. Wichtig für kleine Logiker ist es, ihnen ihr Verhalten vorzuzeigen und den Wert von sozialen Miteinander bewusst zu machen. Zuhören ist auch etwas, das sie lernen müssen, ebenso wie die Meinungen anderer zu akzeptieren und Geduld für jene aufzubringen, die logische Schlüsse nicht so schnell begreifen wie sie selbst. Der sicherheitsliebende Lerner SicherheitsliebenderLerner (1) Hier haben wir es mit sehr fleißigen Lernern zu tun, die gut im Auswendiglernen sind, dafür aber mit logischen Zusammenhängen wie der Rechtschreibung ihre Problem haben, schreiben sie doch nach Gehör und haben für die visuelle Vorstellung von Wörtern wenig übrig. Ihr Sicherheitsbedürfnis führt dazu, dass ihre Mitarbeit im Unterricht eher geringer ausfällt, weil sie sich nur melden, wenn sie sich wirklich sicher beim Beantworten einer Frage fühlen. Sie sind Perfektionisten, denken alles genau durch, nehmen sich viel Zeit und verwickeln sich dabei gern mal in Kleinigkeiten. Woran sie sich aber nicht gern aufhalten, sind bunte und künstlerische Aufwertungen ihrer Lernmaterialien, da sind sie eher von der soliden Sorte. Unbehagen bereiten ihnen Mittelpunkte, Druck und Unruhe und Gruppenarbeit macht man besser mit anderen. Um dem sturen aber geliebten Auswendiglernen entgegenzuwirken, das ja bekanntlich nicht sehr nachhaltig ist, sollte man die sicherheitsliebenden Lerner zum Reflektieren der Inhalte anregen. Eine Unterstützung wäre weiterhin, sie zu mehr Mitarbeit im Unterricht zu ermutigen und ihnen beizubringen, sich Dinge mit eigenen Worten anzueignen und dabei auch mal Visualisierungen zu gebrauchen. Wandlungsfähig Wichtig bei diesen Zuschreibungen ist, dass keiner nur Vertreter einer Lerner-Persönlichkeit ist, sondern, dass jeder alle in sich vereint, nur in jeweils anderer Zusammensetzung. Nur weil einer sein Matheheft bunt ausmalt und mit Bildern verziert, heißt das noch nicht, dass er nicht gut rechnen kann. Fakt ist aber, das kreativ-chaotische Lerner in dem Fall mehr Energie dazu aufwenden müssen, als beispielsweise der logische Lerner. Mehr Anstrengung bedingt mehr Konzentration, die dann natürlich irgendwann erschöpft ist. Die Berücksichtigung von Lerner-Persönlichkeiten ist vor allem hilfreich, um Stärken und Schwächen der Schülerinnen und Schüler zu erkennen, die sie auf Grund ihrer Persönlichkeit besitzen. Somit können Schwächen ausgegelichen und Stärken gezielt gefördert werden. Abschließend sei darauf hingewiesen, dass dabei das „Lernverhalten” nicht mit der „Intelligenz” zu verwechseln ist, denn das eine hat mit dem anderen primär nichts zu tun. Zudem entwicklen sich Lerner-Persönlichkeiten im Laufe des Lebens und sind stets wandelbar. Titelbild und Grafiken: ©sofatutor von Karoline am 17. Mrz, 2014 in Gut zu wissen Kommentieren Name E-Mail-Adresse Kommentar Kommentare 25. Mrz 2014, at 06:40 von reyhan schön 14. Apr 2014, at 06:58 von kevin hey! ich sitz hier gerade im informatik untericht und langweil mich zu tote. wir haben gerade freiarbeit und sollen rauskriegen wie man am besten lernt und obs da auch so typen gibt. ja und da habe ich gerade diesen artikel hier von euch endeckt und echt voll cool, weil ich seh mich da selbst. gehöre glaub ich zur fraktion des kreativen chaoten auch wenn das mit der geborgenheit ein bisschen schwul klingt aber alles andere haut voll hin mit dem unordentlich und so und dem unpünktlich. Auch die bilder der kids sind witzig. also danke leute. das bringt mich hier weiter… Verwandte Artikel 14. Apr 2014 Game of Thrones und der Masterplan eines Lehrers, seine Klasse ruhig zu stellen Was machen Sie, wenn Ihre Klasse zu laut ist? Schreien? Gar nichts mehr sagen und… weiterlesen » Gut zu wissen 0 6. Apr 2014 Turbo-Abi adé? – Die Kehrtwende der Länder zum G9 „Alles wieder zurück!”, raunt es aus den Kultusministerien einiger Länder. 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