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Montag, 2. Juni 2014

Warum mit der Handgeschriebenes besser ist - nicht nur zum Lernen

Natürlich tippe ich diesen Text auf einer Tastatur, aber ein Artikel bei Lifehacker brachte mich mal wieder dazu, dass ich mich ein wenig kundig machte, warum die Schüler trotz iPad-Klassen trotzdem immer noch (ab-) schreiben sollten und auch die elektronischen Tafeln, bei denen das Ergebnis direkt als PDF an die Schüler verschickt wird, nicht ohne Hefte auskommen. Als ich noch in einer Schule mit toller Ausstattung und funktionierenden e-Tafeln arbeitete, sagten mir die Schüler, dass sie trotzdem immer noch alles abschreiben. Ganz einfach, da die Tafelbilder nie vollständig abbilden, was alles zu dem Unterrichtsgegenstand gesagt wurde. Also ist es für die SuS einfacher in ihren eigenen Notizen sich zusätzliche Anmerkungen zu machen.
Auch bei der Literalen Didaktik von Sabine Schmölzer-Eibinger spielt der Umgang mit Texten eine zentrale Rolle und dabei ist u.a. das "Assoziative Schreiben" als möglicher Stundeneinstieg sehr wichtig. In einer Kurzzusammenfassung von Lang (PDF) wird dies auch schon deutlich: Die SuS sind angehalten ganze Sätze zu schreiben und nicht den Stift abzusetzen. Wissen sie nicht weiter, dann sollen Schlangenlinien helfen den Schreibfluss ansich nicht zu unterbrechen. Dies hat dann den Nebeneffekt, dass man später visualisiert bekommt, an welcher Stelle man selber einen "Hänger" hatte und nicht recht weiterwusste.
Zurück zum Lifehacker. Dort steht "A couple of studies, though, substantiate why the physical act of writing really does boost learning and goal achievement." Eine von diesen Studien ist auch verlinkt auch lesenswert: Dr. Virginia Berniger schreibt, dass bei ihrer Studie mit 200 Kindern festgestellt wurde, dass "both the normally developing and those with the disability wrote extended text better by pen than keyboard." Sie folgert daraus, dass "“A keyboard doesn’t allow a child to have the same opportunity to engage the hand while forming letters—on a keyboard a letter is selected by pressing a key and is not formed,” she adds. “Brain imaging studies with adults have shown an advantage for forming letters over selecting or viewing letters. We need more research to figure out how forming letters by a pen and selecting them by pressing a key may engage our thinking brains differently.”

Montag, 12. Mai 2014

re:publica 2014 - Lehrst Du noch oder lernst Du schon?

zum Link

Schüler der Oskar-von-Miller-Schule in Kassel erzählen, wie sie im Unterricht eigene Lernwege gehen und Verantwortung für ihren Lernprozess übernehmen. Recherche im Netz, das Erstellen von Websites, Podcasts und Videos oder auch die Kenntnis von Creative Commons Lizenzen sind dabei Alltag.

Dietmar Johlen
http://www.herwig-blankertz-schule.de/

Waldemar Sobieroj
http://www.ovm-kassel.de

Matthias Huhn
http://www.ovm-kassel.de

Wilfried Dülfer
http://www.ovm-kassel.de

Charis Pape
Oskar-von-Miller-Schule

Daniel Bode

Julian Möller
http://www.ovm-kassel.de




Samstag, 1. Februar 2014

Die digitale Kindheit im Disney Channel

Ruft man diese Tage die Seite "DisneyChannel.de" auf, dann erblickt man dort die große Schlagzeile: "Disney Channel - Ab jetzt im Free TV und Online!" - Wen mag diese Seite wohl ansprechen? Wohl nicht die Kinder, die vor das Fernsehen gelockt werden sollen. Die wissen wohl kaum, was "Free TV" bedeutet. Für mich bedeutet diese Zeile eher Drohung als Verlockung. In der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung hat Imre Grimm sich schon dazu Gedanken gemacht und ihrem Artikel den passenden Titel gegeben: Wo ist Peter Lustig, wenn man ihn braucht? Der sagte ja immer am Ende seiner Sendung, dass man abschalten solle und nun was spielen soll. Der passiert in dieser Art in den Sendungen für die Kleinen nicht mehr - während der letzten Minuten der einen Sendung läuft schon Werbung für die nächste. Eine immer fortdauernde Berieselung für unsere zukünftigen Schüler, die eben nicht mehr abschalten sollen. Imre Grimm hat auch, für mich, spannende Zahlen ausgegraben:
"Und doch muss man mal daran erinnern, dass 13 Prozent aller Babys unter einem Jahr in Deutschland regelmäßig fernsehen. Bei den Zweijährigen sind es 60 Prozent, bei den Vierjährigen 96 Prozent. Kinder zwischen drei und fünf Jahren sitzen pro Tag durchschnittlich 73 Minuten vor dem Bildschirm. Fast jedes zehnte deutsche Kind zwischen vier und fünf Jahren hat einen eigenen Fernseher im Kinderzimmer."
Das macht mir doch Angst. Bei etwas Recherche habe ich die KIM Studie gefunden, die jährlich das Medienverhalten von Kindern und Jugendlichen zwischen 6 und 13 untersucht. Leider hab ich gerade keine Zeit mir die Studie genauer anzuschauen, aber vielleicht schaffe ich das noch. Das ganze muss wohl auch in dem Zusammenhang mit der Einschränkung des Aktionsradius der Kinder insgesamt gesehen werden und der Mystifizierung der Natur, die immer stärker aus dem normalen Umfeld der Kinder verschwindet und daher wohl auch als etwas extrem beschützendwertes betrachtet wird - wie eine Schneeflocke, die aber leider in der warmen Hand des Betrachters dahinschmilzt...

Mittwoch, 11. Dezember 2013

Jöran Muuß-Merholz: Lernen im digitalen Wandel – Shifts happen


Lernen im digitalen Wandel – Shifts happen

11. Dezember 2013
Cover zu "Das Netz" und Artikel "Shifts happen"2013 könnte in die Geschichte eingehen als das Jahr der Vorentscheidungen: Werden Bildung, Lernen und Schule lediglich digitalisiert oder grundsätzlich verändert?
Diese Frage stellt Jöran in einem Beitrag im Buch „Das Netz 2013-2014 – Jahresrückblick Netzpolitik“. Das Buch versammelt dreißig Autorinnen und Autoren wie Sascha Lobo, Miriam Meckel, Dirk von Gehlen, Kai Biermann, Stefan Niggemeier und Constanze Kurz. Es wird von irights.info herausgegeben und ist nicht nur gedruckt und als E-Book erhältlich, sondern kann auch kostenlos im Browser gelesen werden.
Jörans Text findet sich im Volltext auch hier: Link



Lernen im digitalen Wandel – Shifts happen

2013 könnte in die Geschichte eingehen als das Jahr der Vorentscheidungen: Werden Bildung, Lernen und Schule lediglich digitalisiert oder grundsätzlich verändert? Aus heutiger Sicht scheint offen, in welche Richtung die Entwicklung geht.
von Jöran Muuß-Merholz
„Shift happens“ ist unter digital-affinen Bildungsexperten seit Jahren ein beliebter Slogan. Doch genau genommen ist er falsch. Nicht eine, sondern zwei grundsätzliche Verschiebungen vollziehen sich in diesem Bereich derzeit. „Two shifts happen“, müsste es heißen. Denn neben dem digitalen Wandel bei Medien und Bildung steht auch eine Veränderung des Grundverständnisses von Lernen und Schule.
Das Wesen von Schule hat sich seit dem vorletzten Jahrhundert im Kern nicht verändert. Die Gesellschaft beziehungsweise der Staat gibt einen beständig gewachsenen Kanon von Inhalten vor, gelehrt durch Lehrer und Bücher, angetrieben und kontrolliert durch Prüfungen und Abschlüsse, gelernt durch Zuhören, Lesen, Wiederholen und Üben. Der Stoff wird möglichst didaktisch aufbereitet und in thematischer und sozialer Isolation aufgenommen.
Seit einigen Jahren gerät dieses Selbstverständnis ins Wanken, beeinflusst durch die Erhebungen der PISA-Studien, den Ausruf der Kompetenzwende, den Vergleich mit anderen Ländern oder best-practice-Beispiele wie im Film „Treibhäuser der Zukunft. Wie Schulen in Deutschland gelingen“ oder im Wettbewerb „Der Deutsche Schulpreis“. Ein neues Ideal vom schulischen Lernen orientiert sich zu großen Teilen an reformpädagogischen Überlegungen.
Der Lernende als aktives Subjekt rückt in den Mittelpunkt. Wichtiger wird das individuelle Aneignen oder Konstruieren von Wissen, das kollaborative und kreative Arbeiten. Differenzierte Lernmaterialien, zum Teil in Form von Arbeitsblättern, aber auch weniger didaktisierte Inhalte aus dem echten Leben rücken in den Vordergrund. Das Erarbeiten und Produzieren von Ergebnissen in Projekten, problembasiertes Lernen und Portfolios ergänzen das konsumierende Lernen und Prüfungen und lösen sie zum Teil ab.
Gleichzeitig halten digitale, vernetzte Geräte, Materialien, Werkzeuge und Plattformen Einzug in die Schulen – noch auf vergleichsweise niedrigem Niveau, aber mit erkennbarer Beschleunigung. Was dabei häufig übersehen wird: Die digitalen Technologien zur Unterstützung des Lehrens und Lernens werden auf ganz unterschiedliche Weise genutzt.

Weg 1: Altes Lernen mit digitalen Medien

Als eine Variante gilt das optimierte Lehren: An vielen Orten schreibt man die Geschichte der alten Schule mit digitalen Mitteln weiter. Sogenannte Lernprogramme optimieren vor allem das Üben und Auswendiglernen. Videos, Animationen und Simulationen ersetzen den Lehrvortrag. Die fortgeschrittenen Anwendungen versprechen direktes Feedback beim Lernen und eine Anpassung der Darbietung an die Fehler und Fortschritte des Lernenden (adaptive learning).
Die neuesten, in Deutschland noch sehr zurückhaltend eingesetzten Learning-Management-Systeme versprechen, Lernfortschritte jedes Schülers detailliert zu erfassen, abzubilden und an Lehrer, Schüler und Eltern zurückzuspiegeln. Individuelle Lernwege lassen sich durch Wahl aus Optionen und Anpassung gehen. Letztlich geht es aber vor allem um ein optimiertes Lehren.

Weg 2: Selbstbestimmtes Lernen mit digitalen Werkzeugen

In der zweiten Variante setzt man die digitalen Medien für ein tatsächlich individuelles, produktives, kollaboratives, selbstgesteuertes oder sogar selbstbestimmtes Lernen ein. Schüler nutzen das Web zur Informationsrecherche, verwenden Kommunikations- und Kollaborationswerkzeuge für die Zusammenarbeit mit anderen Lernenden innerhalb und außerhalb des Klassenraums, arbeiten mit Anwendungsprogrammen, um multi-mediale Präsentationen zu erstellen und veröffentlichen ihre Ergebnisse schließlich in Web-2.0-Diensten wie Blogs und Wikis.
Die real existierende Praxis liegt irgendwo dazwischen. Dabei lässt sich sehr wohl ein Grundsatz erkennen, nach dem die Schule ihre Arbeit und ihren Medieneinsatz ausrichtet. Die Form folgt der Funktion – auch beim Einsatz digitaler Medien. Anders gesagt: Ist von „Tablet-Klassen“ und „vernetzter Schule“ die Rede, sagt das nichts darüber aus, ob es sich um eine moderne Schule handelt. Die neuen Medien eignen sich hervorragend zur Fortsetzung, Optimierung und Festschreibung der alten Schule. Wenn man so will: Es gibt zwei ganz unterschiedliche Verständnisse des Lernens mit iPad & Co.
2013 stehen wir somit an einer Weggabelung. Die jetzt anstehenden Entscheidungen über Hardware, Software und Einsatzszenarien setzen das Fundament und die Grenzen für die Art und Weise, wie wir Schule, Lehren und Lernen definieren und wie es grundsätzlich mit Lernen und Schule weitergeht.
Für die erste Richtung des optimierten Lehrens stehen Entwicklungen wie Lern-Management-Systeme; Drill&Practice-Apps (zum Beispiel für das Sprachenlernen); Erklärvideos, wie von der Khan Academy, Scoyo oder sofatutor; die Vereinheitlichung von Hardware in geschlossenen Ökosystemen (derzeit vor allem iPad-Klassen); statische E-Books (zum Beispiel auf digitale-schulbuecher.de) oder Online-Kurse, die auf Wissenspräsentation und Multiple-Choice-Quiz basieren (MOOCs).
Auf der anderen Seite stehen offene Ansätze wie die Nutzung frei verfügbarer Informationen im Web, der generischen Plattformen und Werkzeuge für Zusammenarbeit; Wissensverarbeitung und -veröffentlichung; die Erstellung und Nutzung von Open Educational Resources (frei verwendbare, editierbare Inhalte) und der Bring-Your-Own-Device-Ansatz (BYOD), bei dem Lernende unterschiedliche, meist auch private Geräte mit in die Schule bringen.
In der Praxis wird sich eine Kombination durchsetzen. Aber mit welcher Ausrichtung, unter welchen Vorzeichen, mit welchen Grundannahmen und Zielsetzungen? Verfestigen die neuen Medien die alte Schule? Oder kann der digitale Shift den Shift in der Bildung beeinflussen? In welche Richtung wir gehen werden, ist derzeit noch offen. Die Entscheidungen treffen wir heute.
Die jetzt anstehenden Entscheidungen über Hardware, Software und Einsatzszenarien setzen das Fundament und die Grenzen für die Art und Weise, wie wir Schule, Lehren und Lernen definieren und wie es grundsätzlich mit Lernen und Schule weitergeht.
Dieser Beitrag wurde am Mittwoch, 11. Dezember 2013 veröffentlicht und unter BildungsWelt, Eigene Texte, NetzWelt gespeichert. Sie können Kommentare zu diesem Eintrag über den RSS-2.0-Feed verfolgen. Sie können einen Kommentar hinterlassen oder einen Trackback von Ihrer Website hierher setzen.