Mittwoch, 26. Juni 2013

Pisa revisited - Fremdevaluation ad absurdum

Die Nachdenkseiten haben in ihren tagesaktuellen Anmerkungen wieder lesenswertes über Pisa. In der Zeit wurde nämlich festgestellt, dass die deutschen Schüler und Schülerinnen im Jahre 2009 besser abschneiden als im Jahre 2000. Die Zeit analysiert auch gleich, warum dies so ist und auch der Bildungsforscher Klieme kommt zu dem Schluss: 80% der Veränderung von PISA-Testwerten kann auf Veränderungen in der Zusammensetzung der Untersuchungsgruppe der 15-Jährigen zurückgeführt werden. 
Also keine große strukturelle Veränderung, keine Reform hat dies bewirkt, sondern einfach kleine Änderungen, die sich auf die zu untersuchende Substanz (hier: Schüler) auswirkt. Aus naturwissenschaftlicher Sicht ist dies natürlich alles fragwürdig, da ich ja nicht mit denselben Schülern unterschiedliche Lernszenarien durchspielen kann. In naturwissenschaftlichen Experimenten darf ich immer nur einen Faktor ändern, damit ich erfahre, wo nun die Veränderung ihren Ursprung hatte. In den gesellschaftswissenschaftlichen Fächern ist dies nicht möglich und so öffne ich natürlich jeder Interpretation und Manipulation Tür und Tor. Dazu nochmal ein spannender Hinweis von den Nachdenkseiten:
Bereits vor 40 Jahren hat der Sozialforscher Donald T. Campbell gezeigt, dass Fremdevaluation notwendigerweise zu Korruption führt (also zu Verfälschungen der Daten auf allen Ebenen der Erhebung und Analyse), die sie wertlos macht. David Berliner und seine Kollegen von der Universität von Arizona haben anhand vieler Daten über die Einführung von sanktionsbewehrten Schulleistungstests in den USA (und deren Auswirkung auf die Schulleistungen und die Verfälschung von Daten) nachgewiesen, dass “Campbell’s Law” auch und gerade im Bildungsbereich voll zutrifft. Meyerhöfer hat zudem gezeigt, dass der Einsatz von PISA-Tests und ähnlichen Tests zu mehr “Testschlauheit” führt, aber nicht unbedingt zu einer Zunahme der Kompetenz, die diese Tests messen sollen.
Streng genommen brauche ich also diese ganzen Fremdevaluationen nicht, da sie nur aufzeigen, wie effizient ein System mit einer Außenkontrolle umgeht. Aber das ist ja vielleicht auch ein Erfolg.

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