Donnerstag, 29. November 2012

another test



 during an engineering test


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Margret Rasfeld: Warum Hierarchien verschwinden und neue Führungskompetenzen nötig werden

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Margret Rasfeld ist Biologie- und Chemielehrerin mit Zusatzqualifikationen in der Organisationsentwicklung, ThemenzentriertenInteraktion (TZI), Kunst- und Gestaltungstherapie. Nach langjähriger Tätigkeit an Gymnasien hat sie mehrere Schulen aufgebaut, darunter von 1997-2007 als Schulleiterin die vielfach hochrangig ausgezeichnete AGENDA-Schule Essen Holsterhausen. Als Educational Entrepreneur entwickelt sie an der neu gegründeten Evangelischen Gemeinschaftsschule Berlin Zentrum ein anspruchsvolles bundesweit beachtetes Reformprogramm und setzt es mit ihrem engagierten Team um. In "Schulfächern" wie Verantwortung, Herausforderung, Zukunft engagieren sich alle SchülerInnen zwei Jahre lang im Gemeinwesen, meistern dreimal eine dreiwöchige Herausforderung außerhalb von Berlln, wollen blueeconomy umsetzen. Die SchülerInnen bilden GrundschülerInnen zu Klimabotschaftern aus, unterstützen als Sprachbotschafter Kinder in Brennpunktschulen im Unterricht,  sind schon als 13-Jährige Referenten auf Tagungen und führen als Experten in eigener Sache hochnachgefragte Fortbildungen für Schulleiter- und Lehrer eigenständig durch. Allein in 2010 haben die SchülerInnen über 800 Teilnehmer von der neuen Lernkultur begeistert. Margret Rasfeld engagiert sich seit 30 Jahren in der Schul- und Kommunalentwicklung.


Samstag, 22. September 2012

Die neue Kultur des Teilens

Wenn man früher einen Kaffee teilte, dann hatte man am Ende einen halben Kaffee. Wenn man heute im Internet etwas teilt, haben am Ende beide einen ganzen Kaffee - oder zumindest ein Bild davon.

Mayra, 5 Jahre, denkt zur Zeit mehr noch in der Internet-Kategorie "Teilen" - Paul, 6 Jahre, ist schon ein Entwicklungsschritt weiter. 

Wirft uns das Internet also in eine kindliche Phase des Teilens zurück? Ist das gut? Wollen wir das?

Mittwoch, 4. Juli 2012

Grenzen der Kindheit


Vor einigen Tage habe ich auf strangemaps eine Karte entdeckt, die mir schon seit einer GEO Ausgabe im Kopf herumschwirrte, aber nicht mehr richtig fassen konnte. Die besprochene Karte bei strangemaps war eine Karte aus einem Daily Mirror-Artikel, dessen Grundidee schon vor einigen Monaten in der Zeitschrift GEO Verwendung fand: Je weiter wir in die Vergangenheit gehen, desto mehr Bewegungsfreiheit hatten die Kinder. In diesem Falle am Beispiel einer englischen Familie über mehrere Generationen, deren Kinder im Alter von jeweils acht Jahren, verschiedene Aktionsradii hatten: Konnte der Urgroßvater noch alleine fast 10km bis zum nächsten guten Angelplatz laufen, so endet die derzeitige Bewegungsfreitheit am Ende der Strasse! Strange Maps fragt zurecht, ob die kommende Generation in einem Zoo-ähnlichen Ambiente aufwachsen wird.

Auf die schnelle habe ich keine Angaben im Netz gefunden, ob die Kinder heute gefährlicher leben als früher. Ich nehme mal an: Nein. Aber woher kommt die Abnahme des Bewegungsradius? Gibt es bei den Eltern ein grundsätzlicheres Misstrauen gegenüber der Umwelt? Engen die Erwachsenen die Kinder zurecht ein? Ist der Trend zur Ein-Kind-Familie der Grund? Wenn ich nur ein Kind habe, dann kann ich zunächst alle ökonomischen Investitionen bei dem einen Kind fokusieren. Wenn diesem Kind aber etwas zustößt, dann habe ich einen Verlust von 100%. Bei zwei Kindern nur 50%, bei drei 33%, usw. Ich will nicht sagen, dass die Eltern wirklich so denken, aber im Unterbewussten könnte es schon so sein.

Samstag, 23. Juni 2012

Unzählige Fotos als Teil einer neuen Erinnerungskultur

Gestern abend war Abiturfeier. Die Schüler haben einen sehr abwechslungsreichen Abend gestaltet und zeigten unter anderen jeden Schüler als heutigen Menschen und seine Entwicklungsschritte. Manche hatten Baby-Fotos, manche hatten Bilder als Teenager. Was mich aber zum Nachdenken brachte, war, dass die Schüler auch unzählige Bilder von ihren Feiern hatten. Wir Lehrer sahen an diesem Abend natürlich nur einen Bruchteil, aber im Gespräch mit einigen Schülern und Eltern danach, wurde mir bewusst, dass wir in einer Zeit leben, in der sich die Erinnerungskultur grundlegend verändert hat und auch wohl noch verändern wird.

Meine digitale Fotosammlung beginnt im Jahr 2001. Es sind noch kleine Bilder - zunächst mit einer grandiosen Auflösung von 640 Pixe x 480 Pixel, was einer Megapixelauflösung von 0,3 (!) entspricht. Die Bilderreihen werden immer größer, vielfältiger und hochaufgelöster und entsprechend steigt auch der Speicherbedarf. Sind es für das ganze Jahr 2001 noch 171 MB, so umfasst das Jahr 2012 schon 7 GB. Und wir sind noch nicht am Ende des Jahres 2012!

Zurück zu den Abiturzeitbildern. Während ich meine meisten Erinnerung in meinen Kopf aus dieser Zeit aufbewahre und vielleicht 50, 60 Bilder aus meiner gesamten Schulzeit mit Schulfreunden habe, sind die heutigen Schüler weitaus weiter. Wohl alleine ein Tag in ihrem Leben ist mit mehr Fotos verbunden, als meine Bilder aus der gesamten Schulzeit. Jede Feier, jede Stimmung, jedes Zusammentreffen wird dokumentiert, fotografiert, hochgeladen, kommentiert, diskutiert und abgespeichert. Und für eine lange Zeit verfügbar gemacht. Will ich mir ein Bild aus meinen Jugendtagen anschauen, muss ich erst zu meinen Eltern, Kisten durchstöbern, Fotobücher ausfindig machen und dann habe ich vielleicht ein Bild mit einer bestimmten Person. Will ich es teilen, dann muss ich es scannen und hochladen. Facebook habe ich nicht, also per Email. Wenn ich die Emailadresse habe von demjenigen, mit dem ich es teilen möchte.

Meine Erinnerungskultur ist mental und nicht digital, aber dadurch auch anfällig für Veränderungen, die durch spätere Erinnerungen dazukommen. Als Stichwort sei hier nur die Zeitzeugen-Problematik in der Geschichtswissenschaft genannt. Meine Schüler haben alles dokumentiert. Und die Facebook-Kommentare lassen auch die alten Geschichten noch Jahre später frisch erscheinen. Also ein Wechsel der Erinnerungskultur? Wird die Erinnerungskultur unbestechlicher, genauer, detaillierter und dadurch besser? Hätte ich gerne hunderte, tausende Bilder aus meiner Abiturzeit? Ehrlich gesagt: Ich weiß es nicht. Vielleicht. Ich kann manche Dinge vielleicht gar nicht mehr nachvollziehen, wie die Schüler ihre Erinnerungen behandeln. Nicht weil es schlechter oder besser ist. Weil es anders ist. Wird eine Erinnerung gesucht, so ist das Bild dazu nur ein paar Mausklicks entfernt. Vielleicht wirke ich jetzt schon so seltsam wie manche Schulleiter auf mich, die immer alles ausgedruckt brauchen. Sie stammen dann nochmal aus einer anderen Zeit. Zeiten ändern dich.

Samstag, 28. Januar 2012

Von Finnland zu China: Wechselnde Vorbilder als PISA-Konsequenz

Seit Beginn verfolge ich den PISA-Test, die Ergebnisse und den blinden Aktionismus danach mehr kritisch als wohlwollend. Vielleicht war es zu Beginn nur der klassischen Reflex auf ein unglaubliches Ergebnis, das meine deutsche Schüler-/Lehrerehre verletzte - auch wenn ich nie als Schüler auf einem Gymnasium war und in einer Gesamtschule sozialisiert wurde.
Dann kam ich durch weitere Lektüre darauf, das die OECD eine Organisation ist, welche die wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung im Namen trägt und folgerichtig im PISA-Test  Mathematik, Lesekompetenz, Naturwissenschaften funktionale, unmittelbar (für die Volkswirtschaften) nützliche Kompetenzen abfragt. Klar.
Also geht die Ökonomisierung der Gesellschaft immer weiter und macht auch vor den Bildungseinrichtungen keinen Halt. Ob man dies nun gutheißt oder nicht ist eher zweitrangig - man muss sich nur im Klaren sein, das dies so ist. Der PISA-Test verfolgt keine humanistische Bildungsideale und will es auch gar nicht.
Nun lese ich auf den Nachdenkseiten, dass die Stadt Shanghai dieses Mal an PISA teilnahm und aus den Stand heraus auf dem ersten Platz landete. Also: Nicht länger finnische Schulen, sondern chinesische Schulen als Vorbild für deutsche Schüler? Was erwartet uns? Laut dem Deutschlandradio, die ein Feature dazu veröffentlichten:
Chinas Kinder pauken. Wenn europäische Kinder längst mit ihren Freunden um die Häuser ziehen, fernsehen oder einfach schlafen, sitzen junge Chinesen am Schreibtisch. Einheitliche Bildungsstandards, eine Kultur harter Lerndisziplin, hoher Leistungsdruck und ehrgeizige Eltern: Das alles steht hinter Shanghais guten PISA-Noten.
In Sachen Kreativität stehen die Chinesen nicht ganz so gut da. Dazu nochmal die Orlando Pascheit von den Nachdenkseiten:
In einer Studie in 21 Ländern (2010), die auch in China Aufsehen erregte, kamen chinesische Schüler bei Fantasie auf den letzten Platz und nahmen bei Kreativität den fünfletzten Rang ein. [...] Aber soziale und praktische Fähigkeiten, Urteilsvermögen, kritisches Denken, Teamfähigkeit unter den Tisch fallen. 
Vielleicht sollte man weniger blinden Aktionismus betreiben, sondern im Kern überlegen, was man eigentlich will, was die Schule leisten kann und soll, ob wir am Ende mündige Bürger sehen wollen oder ob es für die Gesellschaft bzw. "die Märkte" sinnvoller ist, dass man reine Konsumenten hervorbringt.