Montag, 28. November 2011

Mathias Völchert: Vier Grundwerte

Gleichwürdigkeit
Gleichwürdigkeit bedeutet weder Ebenbürtigkeit noch Gleichheit. Ebenbürtigkeit bedeutet ursprünglich »von gleicher Geburt«, wird heute jedoch etwa im Sinne von »gleich stark« verwendet. Gleichheit hingegen ist auch ein politischer Begriff, der in Formulierungen wie »Gleichheit vor dem Gesetz« oder »Gleichstellung« (der Geschlechter) zum Ausdruck kommt. Gleichwürdigkeit bedeutet nach meinem Verständnis sowohl »vom gleichen Wert« (als Mensch) als auch »mit dem selben Respekt gegenüber der persönlichen Würde und Integrität des Partners. (Jesper Juul ‚Was Familien trägt’ Kösel-Verlag) 

Integrität
Integrität bedeutet in der Familie, Eltern sollten ihre eigenen Grenzen äußern, statt Grenzen für ihre Kinder zu finden. – »Historisch betrachtet ist es noch gar nicht lange her, seit wir damit begonnen haben, die individuellen Bedürfnisse des Menschen, seine Grenzen und Werte ernst zu nehmen. Dem Leben und Überleben der Gruppe ist stets eine größere Bedeutung beigemessen worden. Wir sprechen hier von einer langen historischen Zeitspanne, in der die Integrität des Kindes – das heißt, seine physischen wie psychischen Grenzen und Bedürfnisse – systematisch gekränkt wurden, und zwar als Bestandteil einer Erziehung, die ein solches Verhalten als richtig und notwendig ansah.« (Jesper Juul ‚Was Familien trägt’ Kösel-Verlag

Authentizität
Wir müssen aufhören Rollen zu spielen, z.B. die Rolle des Vaters oder der Mutter, es
reicht wenn wir so sind wie wir sind, damit haben wir schon genug zu tun. – »Die Forderung nach Authentizität in den familiären Beziehungen bedeutet einen qualitativen Quantensprung, der vielen Eltern in den letzten zwanzig Jahren vor nahezu unlösbare Probleme stellte, wuchsen sie doch selbst in Familien auf, in denen alles andere als Authentizität gefragt war. – Erst wenn beide oder alle Familienmitglieder sich so authentisch wie möglich zu einem Problem oder Konflikt – das heißt, zu der Art und Weise, in der sie selbst betroffen sind – geäußert haben, besteht die Möglichkeit, eine tragfähige Lösung zu finden, die nicht eine neue Vorschrift oder Sanktion darstellt.« (Jesper Juul ‚Was  Familien trägt’ Kösel-Verlag)

Verantwortung
Verantwortung kann man nicht lernen, die bekommt man übertragen. »Erst wenn es uns gelingt, für uns selbst die Verantwortung zu übernehmen, sind wir auch in der Lage, aktiv die Mitverantwortung für andere Menschen und die Gemeinschaft, die wir mit ihnen bilden, zu tragen.« (Jesper Juul ‚Was Familien trägt’ Kösel-Verlag)

Gemeinschaft und Führung
»Eine Familie, in der einige die Arbeit erledigen, während sich die anderen zurücklehnen, ist keine gleichwürdige Gemeinschaft. Die Erwachsenen können die Rollen je nach Temperament, Einstellung und den individuellen Möglichkeiten verteilen. Wählt man die klassische Rollenaufteilung, bei der die Frau die Hauptverantwortung für den häuslichen Bereich und der Mann für die Ökonomie übernimmt, ist daran nichts auszusetzen, solange der Beitrag beider Seiten innerhalb der Familie als gleichwürdig anerkannt wird.« (Jesper Juul ‚Was Familien trägt’ Kösel- Verlag)

Text Mathias Voelchert, Leiter »familylab« Deutschland.

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